*enthält Werbelinks. Das Buch wurde mir zur Rezension kostenlos vom humboldt-Verlag zur Verfügung gestellt*
Der Titel dieses neuen Ratgebers von Sabrina Heinke ist ja schonmal genial: „Am Ende meiner Nerven sind noch Kinder übrig.“* Da fühlte ich mich direkt angesprochen – kein Wunder, bei vier kleinen Chaoten, die ganz genau wissen, wie sie uns in den Wahnsinn treiben. Auch wir scheitern regelmäßig am Alltag, an Standardsituationen, dem Haushalt, Terminen und unserem schlimmsten Gegner: Langeweile! Da kam mir das Buch nun gerade recht – ich würde gern endlich entspannt erziehen. Wenn das überhaupt möglich ist.
Über die Autorin
Sabrina Heinke ist mir natürlich als Bloggerin des Mama-und-Nähblogs „Mamahoch2“ bekannt. Dort hat sie schon viele Beiträge zu Erziehungsthemen und dem Alltag mit Kindern geschrieben; ihr Blog ist einer der größten in ihrer Nische in Deutschland.
Sie selbst ist verheiratet und Mutter von drei Kindern. Ihr Postulat einer kreativen Sichtweise und Entspannung im Alltag zieht sich durch ihren Blog und setzt sich in ihrem Buch „Am Ende meiner Nerven sind noch Kinder übrig.“* fort.
Am Ende meiner Nerven…
Als ich meinen allerersten Geburtsvorbereitungskurs besuchte, sagte die Hebammme zu uns:
„Ich kann nachvollziehen, wie einen Kinder dahin bringen, dass man sie schütteln und schlagen will. Verstehen, dass man es tut, kann ich nicht.“
Hebamme im Geburtsvorbereitungskurs
Vier Kinder und knapp acht Jahre später ist dies immer noch das erste, was mir selbst zum Thema Kindererziehung und „Alltag mit Kindern“ einfällt. Sie treiben einen in den Wahnsinn. Sie können das schon von Geburt an – die einen mehr, die anderen weniger.
Spätestens, wenn sie zur Schule gehen, wissen sie ganz genau, wie sie uns auf die Palme bringen, und ich kann mich an viele scheinbar endlose Tage erinnern, an denen der Titel des Buches den Nagel auf dem Kopf trifft.
Wie geht das also, dieses „entspannt erziehen“? Was ist das große Geheimnis?
Vor einiger Zeit habe ich auf meinem anderen Blog das Buch „Kinder achtsam erziehen“ vorgestellt. Hier schrieb eine Einfach-Mama und gab viele Tipps rund um Achtsamkeit im Alltag. Ich fand vieles davon brauchbar, habe allerdings in meinem Alltag einfach das „Problem“, dass da nunmal vier Zwerge sind, die im schlimmsten Fall alle gleichzeitig ein Anliegen an mich richten. In meiner Realität sieht das dann ungefähr so aus:
[tweetshare tweet=“K3 hat eingepullert und heult los. K4 krabbelt/klettert auf der ungesicherten Terrassentreppe. K1 und K2 geraten zeitgleich heftig und tätlich in Streit und gehen mit Schaufeln bewaffnet aufeinander los.“]
Szenen wie diese muss ich mir nicht ausdenken – ich erlebe sie täglich!
… sind noch Kinder übrig
In ihrem neuen Erziehungsratgeber orientiert sich die Autorin sehr am Alltag. Da sie selbst drei Kinder hat, fühle ich mich als Mehrfach-Mama dort gut verstanden. Ihre Beispiele sind wie gewohnt praxisnah und anwendbar. Auch wenn du (noch) nicht so viele Kinder hast, wirst du aber viele Alltagsszenen und Krisenherde wiedererkennen.
Kern ihrer Botschaft ist ein gelassener Blick auf Kinder, Verständnis für ihre Bedürfnisse und Mut zur Selbstkritik. Sehr treffend stellt sie schon zu Beginn klar, dass es eigentlich wir selbst sind, die verantwortlich sind. Auch für die Stimmung zuhause.
Diese Erkenntnis tut auch ein bisschen weh. Ich will mir das auch nicht immer eingestehen. In den letzten Jahren habe ich viel über das Leben mit Kindern gelernt. Ich erkenne inzwischen im Vorfeld, wo Krisenherde lauern, und wo es eng werden könnte.
Viele Engpässe kann man tatsächlich mit guter Organisation und Terminplanung umschiffen – in Sabrinas Buch gibt sie uns sehr sehr viele Tipps und Checklisten an die Hand, mit denen wir den Alltag besser und bewusster planen und organisieren können. Ich erwähne an dieser Stelle mal mein „Command Center“, das ich auf meinem anderen Blog vorgestellt habe, und das tatsächlich meine persönliche Termin-Zentrale geworden ist.
Nach jedem Kapitel kommt ein Kasten „Du bist dran“, der das Kapitel noch einmal prägnant zusammenfasst und der Leserin ermöglicht sich eigene Gedanken zu notieren.
Anstatt einer bestimmten Erziehungslehre zu folgen und diese nachzupredigen, spielt die Autorin den Ball der Leserin zurück und sagt, dass ein bestimmter Erziehungsstil auch eine Einbahnstraße sein kann. Dass es manchmal besser ist sich mit verschiedenen Ansätzen zu beschäftigen und sich daraus den eigenen Stil zu basteln. Dafür möchte ich sie beglückwünschen, denn auch mir fällt es unendlich schwer mich komplett einer Erziehungslehre zu unterwerfen.
[tweetshare tweet=“Mir geht es oft so, dass ich in einer Krisensituation intuitiv reagiere und ich erst später irgendwo nachlese, was wohl die beste Reaktion gewesen wäre.“]
Entspannte Mamas brauchen Zeit
Gerade nach dem Buch über achtsame Erziehung sind mir die Strategien für Entspannung im Alltag nicht neu. Seit Beginn des Jahres gehe ich selbst einmal die Woche zum Yoga – das ist mein persönlicher Urlaub, und ich kann nur sagen: Es wirkt! (Übrigens ganzheitlich – ich tue das nicht nur um entspannt zu sein.)
Der Satz, den ich seit Beginn meines Mamaseins immer wieder höre ist:
[tweetshare tweet=“Entspannte Eltern haben entspannte Kinder.“]
Doch wie sieht es abseits vom Yoga mit der Entspannung aus? Du wirst mir wahrscheinlich zustimmen, dass Zeitmangel unser größter Feind ist. Hier war ich besonders interessiert, denn Sabrina ist als Bloggerin auch multimedial gefordert. Ich frage mich oft, wie andere das im Alltag so machen, wenn das Smartphone andauernd brummt und man gedanklich eigentlich beim nächsten Beitrag ist, man noch Fotos machen muss usw.
Auch hier lautet die Antwort: Vorbereitung, Organisation und Kommunikation. Sabrina identifiziert sehr treffsicher die größten Zeitfresser des Alltags. Das Smartphone spielt da keine kleine Rolle – das kennst du auch, wenn du nicht bloggst!
Ihre Lösungen sind simpel, und deshalb finde ich sie so gut: Ich werde sie von nun an gern umsetzen!
Einen kleinen Tipp habe ich an dieser Stelle – eine recht junge Selbsterkenntnis: Ich fühle mich selbst viel besser, wenn ich montags direkt produktiv arbeite, statt erst stundenlang Emails zu lesen und mich durch Newsfeeds zu scrollen. Ich starte viel besser in die Woche, wenn ich montags früh bereits einen 1000-Wörter-Text geschrieben habe, statt die 1000-Wörter-Texte der anderen zu konsumieren. Zum Thema Blogorganisation werde ich auf Crafting Café demnächst noch mehr schreiben. Dies nur am Rande: Sei als erstes selbst produktiv, bevor du nur auf Nachrichten anderer reagierst!
Fazit
Wer bereits Fan ihres Blogs ist und ihre Texte kennt, wird das Buch von Sabrina vielleicht nicht unbedingt „brauchen“. Trotzdem ist es ein schöner Leitfaden, der ihre Erziehungstipps gut strukturiert und zusammenfasst.
Mir gefällt an dem Buch, dass es praxisnah ist und uns Müttern Mut ausspricht selbst gelassen zu sein. Wie auch schon bei dem Buch „Kinder achtsam erziehen“ möchte ich hinzufügen, dass die gelassenste Mama der Welt aber nicht reicht, wenn der Mann genervt von der Arbeit nach Hause kommt und feststellt, dass Ordnung und Sauberkeit des Haushalts nicht seinen Vorstellungen entsprechen – das „klassische Rollenmodell“ hier einmal vorausgesetzt.
Mein Tipp: Lies das Buch nicht nur selbst, sondern gib es deinem Mann zu lesen!
In den Ratschlägen rund ums Kind erkenne ich vielfach Jesper Juul wieder – und vielleicht musste ich deshalb beim Lesen soviel nicken. Wenn du also von Jesper Juul schon einiges gelesen hast, wird dir vieles aus dem Kapitel „Familienmissverständnisse“ schon halbwegs bekannt sein. Für diese typischen Situationen findet sie eine Menge Antworten und Lösungen.
Natürlich gelingt es mir auch nicht immer entspannt zu sein, auch nicht dank Yoga. In den letzten Jahren habe ich viel gelesen und viel beobachtet. Reflektiert. Verschiedene Situationen immer wieder erlebt, bis ich es begriffen habe.
Dieses Buch nimmt einem auch ein bisschen das schlechte Gewissen, dass zumindest ich als Mama zuweilen habe. Wenn ich mich zu streng finde. Zuviel schimpfe. Oder nicht konsequent genug. Ich fühlte mich gut aufgehoben und kann es allen empfehlen, die auf der Suche nach Orientierung im Erziehungsdschungel sind.
„Am Ende meiner Nerven sind noch Kinder übrig.“*
Sabrina Heinke, humboldt-Verlag
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