Wir sind zurück aus unserem Herbsturlaub!! Noch nicht ganz zurück im Alltag. Da sind immer noch Wäscheberge. Und all die Dinge, die wir vorm Urlaub nicht geschafft haben. Was bin ich froh, dass jetzt wieder Schule und Kindergarten und Tagesmutter da sind! Echt jetzt. Ich weiß, voll egoistisch. Ich Rabenmutter! Ich habe nicht einmal ein schlechtes Gewissen. Da setze ich gleich vier Kinder in die Welt und gebe die ganz herzlos in die… in die… F R E M D B E T R E U U N G!

Wahrscheinlich werde ich als Kakerlake wiedergeboren. Wenn überhaupt! Am besten sollte man mich wahrscheinlich direkt erschießen, denn eine Daseinsberechtigung habe ich als Mutter jedenfalls nicht – wenn es nach der Meinung diverser bloggender Mamas geht. 


„Das passiert mit deinem Kind, wenn es fremdbetreut wird“

In meinen ganzen Mama-Blog-Feeds scrolle ich mich durch Titel wie „Das passiert mit deinem Kind, wenn es fremdbetreut wird“. Oder „Warum ich mein Kind niemals fremd betreuen lassen würde“. Oder „x Gründe gegen Fremdbetreuung“. Oder „Schadet Fremdbetreuung meinem Kind?“ 

Das sind alarmierende Titel. Titel, die Klicks bringen. Clickbaits heißen die im Fachjargon. Headlines sind das  A und O im Blogbusiness. Das muss richtig ziehen. Richtig wehtun. Und am besten polarisieren: Hau also drauf auf alle, die ihre Kinder fremd betreuen lassen!

Die Bloggerinnen dahinter ham bestimmt alle das Handbuch für empörte Mamablogger gelesen. Da steht ganz vorne drin, dass man auf alle verbal eindreschen soll, deren Familien- und Lebenskonzept sich vom eigenen Ideal unterscheidet.

Bei einigen läuft das ganz subtil nach dem Motto „Du kannst das ja gern so machen, aber bedenke, was dann aus deinem Kind wird. Ich habe dich gewarnt!“ Andere listen kilometerweise Zitate, Statistiken und Studien auf um sich selbst auf den Heiligenschein des eigenen Besserwissertums noch ein Krönchen aufsetzen zu dürfen.

Diese „Beweisführung“ wird dann mindestens so dramatisch vorgetragen wie die eine von den Simpsons, die da immer plärrt „Und was soll aus den Kindern werden?“

Wie, du isst Zwiebeln?

Aber was macht das mit uns ahnungslosen, gelangweilten und eigentlich sehr entspannten Mamas, die wir uns auf diese Blogs verirren?

Also bei mir führt sowas zu nichts außer Wut. Wut darüber, wie sich andere anmaßen können über mich, meine Kinder und unser Familienkonzept urteilen zu können! Und Wut darüber, dass mir implizit unterstellt wird, ich würde meine Kinder nicht lieben. 

So ein Blödsinn!

Als ob man Liebe daran messen könnte, ob man seine Kinder in die Betreuung gibt. Oder daran, ob die im Familienbett schlafen dürfen. Ob man sie gestillt hat. Usw. Diese Debatten fangen ja meist schon während der Schwangerschaft an, immer nach demselben schlechte-Gewissen-Prinzip: „Wie, du isst Zwiebeln?“

[tweetshare tweet=“
Erde an den Zentralrat der besserwissenden Kindergartenfrei-Mamas: Liebe kann man überhaupt nicht messen. Und auch nicht vergleichen. Erst recht nicht beweisen! .“]

Auf Twitter geht’s richtig zur Sache. Such mal nach #fremdbetreuung. Nimm dir Popcorn dazu! Elternblogger und ihre Leser sind ja da ganz viel unterwegs und twittern Schlamm, Kinderpups und rohe Eier auf alle, die da im Verdacht stehen Rabeneltern zu sein – Rabeneltern, weil wir unsere Kids im Kindergarten abladen, auf die Schule schicken (da gibt’s tatsächlich Extrem-Mamas, die wegen der Schule auswandern und ihre Kinder selbst unterrichten!! Da gibt’s ganze Gruppen auf Facebook zu, mit 1000 und mehr Mitgliedern! #kannstdudirnichtausdenken).

Alles wahrscheinlich, um die eigene Brut vor der pösen Welt abzuschotten.

Hmmmm. 

Lass ich mal so stehen. 

Ok, ich polarisiere und polemisiere auch gerade. Eigentlich wollte ich auch gar nichts zu dem Thema schreiben – ich werd hier auch niemand verlinken oder direkt ansprechen. Muss jede selbst wissen, ob sie sich angesprochen fühlt. Du darfst auch gern hier kommentieren ;). Mir persönlich ist es auch vollkommen gleichgültig, wie du deine Kinder erziehst und was du für das Beste für deine Kinder hältst! 

Lass mich aber bitte einfach die beste Mama für meine Kinder sein! Und behalte dein schlechtes Gewissen doch bitte bei dir!

[tweetshare tweet=“Mir geht eine Sache bei der ganzen Thematik nämlich so richtig auf’n Sack: Die mangelnde Solidarität unter Frauen allgemein und die Kultur des gegenseitig-ein-schlechtes-Gewissen-einreden unter Müttern ganz speziell.“]

Das passiert nämlich, wenn man das Internet mit solchen Headlines und Texten vergiftet. Das bringt ganz entspannte Yoga-Mamas wie mich sowas von auf die Palme, und es ist mir furzpiepegal ob mir und meinen Kids da jetzt ne Bindungsstörung vorhergesagt wird oder geweissagt, dass mein Kind sich in einen emotional verkümmerten Neandertaler entwickeln wird. (Ich hab gehört, die Phase heißt auch Pubertät und sei ganz normal…?)

Herr Juul, Herr Largo und Herr Hüther

Herrn Juul und Herrn Largo und Herrn Hüther habe ich übrigens auch gelesen. Viel. Ich „erziehe“ auch bedürfnis- und bindungsorientiert, meine Lieben. Aber ich gehe damit nicht hausieren oder gar missionieren. Das maße ich mir überhaupt nicht an, obwohl ich als 4fach-Mama sicher einiges zu dem Diskurs beisteuern könnte.


[tweetshare tweet=“Ich kenne keine einzige Mama, deren Herz nicht blutet, wenn sie ihr Kind weinend im Kindergarten oder bei der Tagesmutter abgibt.“]

Keine! Aber es bedarf pauschal auch keiner anderen Lösung oder vollkommener Mama-Kind-Betreuung bis ins 30. Lebensjahr, sondern Support und Solidarität unter uns Frauen und Müttern! 

Ich habe Herrn Juul durchaus verstanden, warum er der Meinung ist, dass Kinder nicht zu früh fremd betreut werden sollten. Ich gebe ihm sogar in Teilen Recht! Aber unsere Gesellschaft ist nunmal so aufgebaut, dass die gesamte Haushalts- und Care-Arbeit an uns Müttern hängen bleibt. Und putzen und arbeiten und dabei gut aussehen und geduldig sein sollen wir dabei auch noch. Wer lebt schon im 3-Generationen-Haus und hat immer liebevolle, fürsorgliche Großeltern als Unterstützung parat?

Ich habe auch Juuls Essay über Mütter* gelesen. Ich weiß, wieviel Verständnis er für uns Mütter hat. Ich habe mich bei keinem seiner Texte so verstanden gefühlt. Und so bitter geweint wie bei dem. Und ich denke nicht, dass er will, dass wir allein auf die Kinder aufpassen, bis wir selbst an Überforderung zugrunde gehen.

Oder dass wir anderen Mamas missionieren und ihnen ein schlechtes Gewissen einreden sollen! Da habt ihr die Humanisten Largo, Hüther und Juul aber ganz ordentlich falsch verstanden, meine Lieben! 

Mamasein und Mamasein lassen

Was sollte mein Mann wohl dazu sagen? Als DDR-Kind wurde er mit 3 Monaten in die staatliche GANZTAGSBETREUUNG abgegeben! Und soll ich was verraten? Er ist ein liebevoller und leidenschaftlicher Ehemann und Vater. Der Beste!

Natürlich, ein Einzelschicksal. Glück gehabt! 

Ich habe auch viele Horrorstories von DDR-Krippen gelesen und auch Horrorstories von Kindergärten, von Schulen usw. Ich will gar nicht abstreiten, dass es da in vielen Einrichtungen auch Probleme gibt, z.T. gravierende Probleme.

Ist das die Schuld der Mütter? Wenn man bei der ein oder anderen Kollegin liest (ich entfolge da ganz konsequent), kommt man fast auf den Gedanken, dass es so ist. Wenn wir Mütter unsere Blagen bloß nicht dort abgeben würden, dann wär das Problem der Bindungsstörungen gar nicht da. Allen Kinder würden zuhause von ihren Mamis geliebt und bekuschelt und allen ginge es gut.

*ironieon* Zuckerwattewölkchen für alle! *ironieoff*

Oder vielleicht doch nicht?

Vielleicht hätten wir dann ganz andere Bindungsprobleme, weil uns hier die Decke auf den Kopf fiele. Ich persönlich würde wahrscheinlich endgültig rammdösig (den Begriff hab ich von meiner Mama, die hat das früher schon immer von sich behauptet „Ich werd hier rammdösig!“).

Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich entweder schreiend weglaufen oder in bitterster Depression versinken würde, wenn ich gezwungen wäre den alleinerziehenden Alltag unter der Woche (bin ja vier Tage die Woche allein) mit den vier Kindern allein zu bestreiten. 

Und was sollten „richtige“ Alleinerziehende sagen? Und Familien, die schlicht und ergreifend finanziell NICHT die Wahl haben? Diese gesamte Kindergartenfrei-Debatte ist sowas von sinnlos, weil sie eine elitäre ist. In den Kommentarspalten lese ich dann immer, dass man es nur wollen muss, und dann geht das schon. Bloß nicht die Kinder weggeben! Die tragen Schäden fürs Leben davon. 

Ganz ehrlich? Ich muss bei solchen Aussagen an unbegleitete Flüchtlingskinder denken. Guckt doch mal auf der Webseite von Pro Asyl und lest die Schicksale nach! Und dann kommt wieder her und schreibt mir, dass ich eine Rabenmutter bin, weil ich meine Kinder in den Kindergarten und zur Tagesmutter schicke. 

Solidarität statt Stutenbissigkeit

Jetzt habe ich mich doch in Rage geschrieben. Ich habe den Diskurs sehr sehr lange ignoriert, bis ich mich jetzt einfach äußern musste. Es gibt schon eine richtige Fraktion „Kindergartenfrei“ im Internet. Von mir aus! Lasst meinetwegen eure Kinder zuhause, aber bitte lasst doch uns andere mit dem Thema in Ruhe!


Wir sind doch alle Mamas! Warum können wir nicht zusammenhalten? Warum kann es denn nicht auch ok sein, dass man seine Kinder fremd betreuen lässt? Doofe Frage, ich weiß. Ich bin da so unbedarft. Ich will halt nur das Beste für meine Kinder. Und manchmal finde ich das Beste, wenn sie mal Ruhe vor mir haben.

Weil ich genervt oder gestresst bin. Oder auch einfach mal allein auf Klo gehen will. Allein einkaufen. In Ruhe mit einer Freundin quatschen. Schlafen! Und Arbeiten! Ich will arbeiten! In meinem kleinen Home Office – und ohne Störung durch Kinderpups, Kinderstreit und Geheule.

Ich hab noch ein paar Ziele im Leben. Ziele, die nichts mit Mamasein zu tun haben. Muss ich mich dafür schämen? Sollte ich ein schlechtes Gewissen haben? Ganz ehrlich, ich genieße meine kinderfreien Zeiten. Da tanke ich Kraft. Und ich bin unendlich dankbar, dass meine Kinder in Schule, Kindergarten und bei der Tagesmutter gut aufgehoben sind. 

Wenn ich diese Missionarstexte genau anschaue und mal zwischen den Zeilen lese, erkenne ich die Angst. Und die wird wirksam damit bekämpft, dass man anderen ein schlechtes Gewissen einredet. Das passiert häufig unter Müttern, das beginnt oft schon in der Schwangerschaft. Ständig halten uns andere vor, wie wir idealerweise leben sollten.

Richtig glücklich wirkt das auf mich auch nicht – mehr so als entschlossener Kompromiss nach dem Motto „Ich bin Mutter, jetzt muss ich glücklich sein (und dem wie auch immer gearteten Familienideal entsprechen. Koste es, was es wolle.)“

[tweetshare tweet=“Manchmal denke ich, das schlechte Gewissen eint uns alle in diesem Land. Das ist das, was uns alle verbindet, oder? Die einen haben es, die anderen machen es.“] Fast so, als würden sie sich vom schlechten Gewissen der anderen ernähren, so wie die grauen Herren in „Momo“ von der Zeit der anderen.

Dabei könnten wir uns so gut unterstützen! Wir wissen und können so viele Dinge soviel besser als so mancher Mensch „da oben“. Wir sind oft klüger. Reifer. Erfahrener. Was könnten wir erreichen, wenn wir als Mütter, als Frauen mal zusammen arbeiten würden statt sinnlose Machtspiele untereinander zu spielen?

Was ist das überhaupt, das „schlechte Gewissen“? Woher kommt das? Ich habe ein wenig recherchiert und bin auf diese Definition gestoßen:

„Schlechtes Gewissen ist die Diskrepanz zwischen inneren Werten und Handlungen, zwischen dem Ich-Bild und dem Ich-Erleben, zwischen Sollen und Sein“ (1)

Übertragen auf mein Thema – das schlechte Gewissen, das uns andere einreden – bedeutet das: Diese Frauen haben ihre Werte fest abgesteckt, ihr eigenes Familienideal gefunden. Und dann sehen sie, dass andere dieses Ideal nicht haben. Nichtmal unbedingt anstreben. Andere haben ja vielleicht auch andere Ideale. Da beginnt die Diskrepanz. Die muss diesen Frauen so sehr aufstoßen, dass sie fortan ihre Empörung und ihre Verzweiflung ins Internet schreiben. 

Was du als Mama anstrebst, wie deine Beziehung zu deinem Kind und zu anderen Mitmenschen ist – ich erlaube mir kein Urteil darüber. Werde bitte glücklich auf die Art, die dir am besten erscheint.

Mein Tipp: Nutz doch bitte deine Energie für ein großes, gemeinsames Ziel! Schreib mir gern in den Kommentaren, ich hab genug Ideen für Frauen-helfen-Frauen-Projekte. Oder guck mal beim Internationalen Frauenstreik. Das sind so Aktionen, auf die wir uns konzentrieren sollten. 

Jetzt bist du dran ;). Ich freu mich auf deinen Senf zum Thema. Ich stell mich mal mit ausgebreiteten Armen hier hin und warte, mit was ich wohl als erstes am Kopf getroffen werde.

Danke fürs Lesen!

(1) Zeit Wissen: Die Macht des Gewissens, 31.01.2018

PS: Am Ende habe ich noch einen schönen Text zum Thema „Stutenbissigkeit unter Müttern“ – sehr lesenswert ;).

Author

Sonja alias Padermama - kreativ-wilde Mama von vier Kindern. Liebt ihren Garten, Nähen und laute Musik.

13 Comments

  1. Diese schöne Weisheit habei ich heute morgen gelesen und sie hat mir auf Anhieb sehr gefallen:

    Wir müssen Brücken zueinander bauen, wenn wir in dieser wahnsinningen Welt Aussicht auf Rettung haben wollen.

    Peter Ustinow

    PS: Ich finde deinen Text sehr gut und wichtig! Ich verstehe nicht, warum sich Mütter gegenseitig so angereifen, anstatt zusammenzuhalten.

    • Sonja Reply

      Vielen Dank, liebe Sabine! <3

      Ich denke tatsächlich, dass es ein Machtspiel ist. Frauen – besonders Mütter – haben noch nie nennenswerte Macht besessen. Da muss man um jedes Bisschen Vorsprung kämpfen. Psychologisch betrachtet ist dieser Prozess ganz klar. Jetzt müssen wir uns nur noch alle dessen bewusst werden und endlich gemeinsame Ziele erarbeiten um das Thema Frauen und Mütter in Machtpositionen voranzubringen. Da gibt's noch ganz viel Handlungsbedarf.

      Lieber Gruß,
      Sonja

  2. Was liest du denn für Blogs? 😂 Meine Güte, das muss ja echt schlimm sein dort. Ich habe mal hier und da was von „kindergartenfrei“ gelesen, aber habe die Eltern/Mütter eher bewundert, wie die das schaffen, ohne rammdösig (sehr schönes Wort! 😀) zu werden. Ansonsten freue ich mich über die gute Betreuungssituation, bin mit Kita und OGS sehr zufrieden und dankbar, dass es die gibt.

    • Sonja Reply

      Hallo Magdalena,
      danke für deinen Kommentar! 😀
      Diese Blogs lese ich inzwischen nicht mehr ;). Ich bin sehr froh, dass es da auch noch normale gibt *lach*. Das Thema hat mich jetzt ne ganze Weile verfolgt – auf Pinterest, auf Twitter, auf Facebook – Alltag, Haushalt, Kinder und Home Office ohne Fremdbetreuung zu stemmen scheint für einige ein richtiger Contest zu sein. Und in den Kommentaren wird das dann auch sehr eifrig bestätigt und abgefeiert. Dabei finde ich diese Entwicklung am Ende sogar bedenklich – politisch gesehen ist das eine Katastrophe.

      Da bin ich ganz froh, dass du dich hier gemeldet hast, danke 🙂

      Lieber Gruß,
      Sonja

  3. Was ein dynamischer Text!

    Ich bin keine Mutter, was ich hier interessiert lese erinnert mich allerdings an den testosteronschwangeren Genitalvergleich, der mir in meinem Berufsleben begegnet (wer sich kaputt macht und „durchsetzt“, hat gewonnen! Ein gewinnreicher Verlust, wohlgemerkt). Abgesehen davon findet sich unter im-office-arbeitenden-Frauen nicht minder ausgeprägte Stutenbissigkeit; es scheint fast schon egal zu sein, was Frau macht, Mutter oder nicht, Hauptsache wir üben uns in solidarischer Dekonstruktion – Ausnahmen bestätigen die Regel.

    Es heißt doch immer so schön es bräuchte ein Dorf um ein Kind zu erziehen, unser urbanes Dorf besteht eben auch aus Kindergarten und Hort! Wie aufgehoben das Kind sich fühlt hängt nicht von Blutsverwandtschaft ab! Darüber hinaus, mit Verlaub: Mama hat ein Recht auf Selbstverwirklichung! Die findet im gesund ausbalancierten Falle nicht ausschließlich (oder gar nicht?!) über ihre Kinder statt, außer Frau will es so, das aber ist höchst individuell und keine Doktrin für alle (hat noch nie funktioniert).

    Wow, da kämpfen wir um Freiheit des Einzelnen und Ausformung der Individualität und dann sowas. Darauf ein Glas Rotwein.

    • Sonja Reply

      Liebe Anita,

      dein Kommentar zauberte ein breites Grinsen auf mein Gesicht, danke :).
      Du hast vollkommen Recht – dieses Aufeinander-Rumgehacke kommt nicht nur unter Müttern vor, auch in anderen Frauen-Welten ist es weit verbreitet. Ich hab für meinen Text einiges quergelesen – vielleicht interessiert dich auch das: https://www.alltagsforschung.de/stutenbissigkeit-%E2%80%93-wie-reagieren-frauen-auf-schone-konkurrentinnen/

      Inzwischen komme ich zu dem Schluss, dass es einzig um Macht geht. Wir sind da nicht besser als Männer oder so. Vielleicht sogar schlimmer, weil wir viel mehr drum kämpfen müssen?

      Ich weiß es nicht – aber es ist sehr schön von dir zu lesen, meine Liebe :).

      Ich stoße gern mit dir an!
      Lieber Gruß, Sonja

  4. Schön geschrieben und gut auf dem Punkt gebracht. Kenne ich leider nur zu gut. Wobei die grundsätzlichen Gegner der Fremdbetreuung mir eigentlich lieber sind, weil ich mit denen eher wenig Berührungspunkte habe. Meine Kinder besuchen nämlich einen Kindergarten. Schlimmer finde ich noch die waaaas-du-holst-dein-Kind-nicht-jeden-Tag-um-12-aus-der-Kita?!?-du-arbeitest-doch-nur-halbe-Tage-Fraktion. Die machen mir das Leben wirklich schwer. Als berufstätige Mutter habe ich auch Bedürfnisse. Ich kann nicht den ganzen Tag nur funktionieren, sondern brauche auch mal ne Pause (die bei jedem „normalen“ Arbeitnehmer gesetzlich geregelt ist), und wenns nur ist um mal einen Kaffee zu trinken solange er noch warm ist. Wir Mütter müssten wirklich mehr zusammen halten. Aber da steht ständig dieser unausgesproche Wettbewerb „wer schafft am meisten bei minimaler Fremdbetreuung“ im Raum. Überflüssig, sowas.

    • Sonja Reply

      Liebe Sabrina,

      danke für deinen Kommentar!

      Oh ja, du hast so Recht! Wir können es als Mütter eh niemand Recht machen – irgendwem passt unsere Art durch den Alltag und Haushalt und die Arbeit zu kommen sowieso nicht. Ich kann dich so gut verstehen! Und ich kenne auch genug andere Mütter, denen es auch so geht – die es genießen mal ohne Kind am Bein/aufm Arm einkaufen zu gehen. Oder zum Frisör. Oder zum Arzt. Oder einfach mal dasitzen und eine Tasse Kaffee schlürfen und durch Pinterest scrollen oder ein Buch lesen.

      Das Problem, das sich hier aufdeckt, ist die irrsinnige Gleichsetzung von Mama-Care-Arbeit und „normaler“ Arbeit – auf der einen Seite mach ich das ja auch gern, dass ich ganz empört bin, weil ich für mein Mamadasein nichts verdiene, auf der anderen Seite darf ich meine kinderfreie Zeit nicht mal für mich nutzen, sondern muss etwas „mehrwertiges“ machen: Also wenigstens Haushalt, oder Arbeiten. Mit Arbeiten kann man sich wenigstens noch das Recht auf Freizeit erarbeiten. Aber als Nur-Mama irgendwie nicht.

      Ist das jetzt logisch? (Ich habe gerade eine Idee für den nächsten Blogpost *lach*)

      Sowas wie Freizeit und Nichtstun ist jedenfalls in unserer kapitalistischen Welt nicht vorgesehen. Daher wird Mamasein dem Arbeiten gleichgesetzt, allerdings rangiert das Image des Mamaseins nur ganz knapp über HartzIV.

      Oh, ich denk, ich hab schon das Gerüst für einen neuen Artikel – danke dir!

      Lieber Gruß und genieß deinen Abend!
      Sonja

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  6. Wow!

    Man kann spürbar lesen mit welcher Dynamik und welchem Unmut du diesem Thema des „schlechten Gewissens“ gegenüber stehst und ich muss sagen, ich fühle da ganz und gar mit dir!

    Ich habe zwar nicht immer Zeit auf Mamablogs verbracht aber war dafür viele Jahre und durch drei Schwangerschaften hinweg in einem Mütter-Form aktiv und kann zu diesem Beitrag hier nur eines sagen: „Amen Schwester!“

    Ich bin auch kein Fan davon schon die frisch geschlüpften Babys mir 3-4 Monaten von 8-16 Uhr zur Tagesmutter oder in die KiTa zu verbannen, ich finde so ein Mindestmaß an Welpenschutz sollten wir den Minis dann doch zugestehen. Aber! Es gibt auch genug Mütter die – leider – einfach keine Wahl haben, sei es aus finanziellen oder anderen Gründen und wer sind wir (die anderen Mütter dieser Welt) darüber ein Urteil zu fällen?

    Ich bin voll bei dir in dem Punkt das wir Muttertiere uns gegenseitig eher unterstützen und auffangen sollten, statt uns gegenseitig die Augen auszukratzen.

    Und zum Thema Kindergarten; (Klar, auch hier Einzelschicksale) Ich selbst war nur 3 Monate meines, damals jungen, Lebens im Kindergarten und meine Sozialkompetenzen sind heute noch eher mit einer Kartoffel als mit einem Menschen zu vergleichen. Bei meiner ältesten Tochter ähnliches Spiel, bei ihr war ich auch der Meinung das es besser ist sie bis zum Schuleintritt selbst zu betreuen. Schlussendlich ging sie dann doch mit vier Jahren in den KiGa – aber da konnte auch nichts mehr gerettet werden und auch sie struggelt seit dem Schulbeginn immer wieder vor allem im Umgang mit Gleichaltrigen.
    Gegenbild: Unser Kleinster ist pünktlich mit 3 in die KiTa gegangen und siehe da – kann natürlich alles Zufall sein *hust* – er hat schon jetzt mit knapp 5 eine deutlich bessere Kompetenz im Umgang mit gleichaltrigen und anderen Kindern generell. Natürlich ist es unsere Aufgabe als Eltern das zu fördern, blabla – aber wo lernen Kinder besser als in der Praxis. Besonders Themen wie soziale Kompetenzen lassen sich in der Theorie allein doch nur eher schwierig erlernen.

    Hoppla, ein übertrieben langer Kommentar – sorry! Aber dieses Thema trifft gerade den Nagel für mich auf den Kopf.

    Liebste Grüße,

    Romi

    • Hallo Romi,

      danke für deinen Senf zum Thema :). Es ist ein sehr emotionales Thema. Ich hab auch nichts dagegen, wenn jemand denn unbedingt seine Kinder zuhause haben will. Ich mag nur nicht die Art, mit der einige damit hausieren gehen und ihre reichweitenstarken Blogs dafür nutzen. Da entsteht ein Bild, das gerade auf junge Neumamas viel Druck ablädt. Und das ist einfach nicht ok.

      Es ist ok vor dem Hintergrund der eigenen Kraft und Leistungsfähigkeit zu entscheiden, ob und zu welchen Zeiten man sein Kind abgibt. Ich bin auch nicht dafür die Kinder schon ganz früh abzugeben, also unter einem Jahr. Aber wenn man sieht, wie deutlich Kinder einen in die Armutsfalle tappen lassen (speziell Alleinerziehende), dann sind solche Texte einfach ein Hohn – als ob wir nicht andere Probleme hätten!

      Und wie sich die Kinder entwickeln – nun, sie bringen ja auch einiges mit ;). Meine sind da auch alle unterschiedlich, und ich weiß nicht, ob der Kiga da jetzt irgendwas genützt oder geschadet hat. Aber was ich weiß: Sie haben alle kurz nach Beginn der „Fremdbetreuung“ in ihrer Entwicklung einen Riesensatz gemacht. Und ich war und bin jedes Mal begeistert – auch darüber, dass ich nicht allein die Verantwortung für die Entwicklung meiner Kinder tragen muss. Ich hab kompetente Hilfe durch Erzieherinnen und Lehrerinnen, und ich bin dankbar für diesen Input!

      Lieber Gruß,
      Sonja

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