Wenn morgens um kurz nach 8:00h, 10 Minuten nachdem der Viert- und die Erstklässlerin das Haus auf ihren Rollern Richtung Schule verlassen haben, die Tür klingelt, bedeutet das: Irgendwas ist passiert. Eine befreundete Mama steht vor der Tür, unsere Söhne sind seit dem Kindergarten befreundet. Sie ist etwas aufgeregt, sie fragt nach unserer Tochter, ob sie auf dem Weg zur Schule sei.
Mir rutscht das Herz sprichwörtlich in die Hose. Mein Gehirn schaltet auf Panik, ohne dass ich dagegen etwas tun kann, noch bevor ich weiß, was eigentlich passiert ist. Vor meinem geistigen Auge spielt sich ein brutaler Autounfall auf der Hauptstraße ab, bis ich begreife, dass es gar nicht unsere Tochter gewesen sein kann.
Ein Mädchen auf einem Fahrrad ist offenbar angefahren oder knapp angefahren worden – nicht wirklich schlimm. Es war das Auto einer Elektrofirma aus der Gegend. Zwei Männer hätten mit ihr gesprochen. Die befreundete Mutter war im Auto mit ihrem Sohn unterwegs, der glaubte, unsere Tochter erkannt zu haben.
Aber sie meinte sowieso die Große, die schon seit einer Stunde mit dem Bus unterwegs in die Stadt ist. (Dank ihrer Smartwatch wissen wir, dass zumindest die Smartwatch gut in der Schule angekommen ist.)
Die kleine Tochter war gemeinsam mit ihrem großen Bruder unterwegs, auf einem Roller, nicht auf einem Fahrrad. Es muss ein anderes Mädchen gewesen sein. Und auch dem ist nichts passiert.
Es dauert noch ein bisschen, bis mein Puls sich normalisiert.
Weitere zehn Minuten später laufen mein Mann und ich die Strecke, vorbei an der Grundschule, zum Kindergarten. Beide Roller sind ordnungsgemäß angeschlossen – unsere beiden Grundschüler sind sicher angekommen.
Es gibt dieses berühmte Sprichwort „Um ein Kind großzuziehen, braucht es ein ganzes Dorf.“ Oft denke ich, wir leben so anonym, und niemand interessiert sich für den anderen. Diese Mama von heute früh hat mir gezeigt, dass das nicht so ist: Andere passen mit auf. Es tut gut, das zu wissen. Danke!