Neulich wieder, im Gespräch mit einer anderen Mama. Ich höre diesen Satz. Diesen Satz, dieses Bekenntnis zum eigenen Verderben. Der Satz geht so: „Du schaffst das ja auch, sogar mit vier Kindern! Dann werde ich das wohl mit zweien auch schaffen.“ Ich höre diesen Satz wirklich oft. Meist in Kombination mit „Jammern nützt ja nichts“ oder mit „Da müssen wir durch“ oder „Das haben wir so gewollt.“ Aus diesem Streben, dem Ideal der perfekten Mutter am nächsten zu kommen, entsteht allerdings nur eins: Druck auf dich selbst, eine überfordernde Mental Load und am Ende der Mama-Burnout. Deshalb will ich heute mal vom Leben einer Power-Mutter erzählen. Vom ganz normalen Alltag als Mama von vier Kindern und warum ich auch nicht die perfekte Mutter bin.

Kennst du diese Durchhalte-Sätze? Sie fallen immer mal wieder unter Müttern. Sie sind nicht böse gemeint – es hilft ja auch ein bisschen, wenn man sich beim Alltagsfrust mit den Kindern auch mal austauschen und gegenseitig helfen kann. Aber immer wieder höre ich dann dieses Feedback und denke mir: Hier stimmt doch was nicht.

Perfekte Instagram-Mama mit perfekter Torte?

Ich bewundere die (Mehrkind-)Mamas, die nebenbei noch ein erfolgreiches Online-Business aufgezogen haben, oder die auch noch arbeiten gehen und uns auf Instagram ihre supererfolgreiche Welt mit perfekt gestylten Kindern und der perfekten, selbst gemachten Motivtorte präsentieren.

Ein Teil von mir strebt da auch hin. Ein Teil von mir lebt das (innerhalb eines gewissen Rahmens – gewisse Bilder sind und bleiben einfach privat, und ich muss auch nicht jeden Tag irgendwo was posten) auf Instagram und auf meinen beiden Blogs ja auch aus.

Aber das bedeutet nicht, dass ich hier das perfekte Leben lebe. Oder dass ich eine unerschöpfliche Energiequelle habe. Um ehrlich zu sein sind die Akkus im Moment ganz schön leer, und wenn ich das heute hier so schreibe, breche ich eine meiner selbst auferlegten Regeln: Blogge niemals, wenn es dir nicht gut geht!

Dieser und auch der Nähblog sollen Lebensfreude und den Blick auf das Gute vermitteln und Spaß an schönen Dingen haben. Aber es ist halt nicht immer alles schön und spaßig. Auch wenn es manchmal untergeht und ich eben meine Niederlagen nicht auf Instagram oder hier auf dem Blog in den Mittelpunkt stelle: Es gibt sie!

Ich zeige einen Teil von mir im Internet. Das ist der Teil, der gern Erfolge zeigt und feiert. Der Teil, der stark ist und tolle Ideen hat. Der Teil, der echt gut fotografieren und Geschichten erzählen kann. Der Teil von mir, der Spaß an dieser ganzen verrückten Kinderwelt hat und das gern zeigt, und der Teil, der immer zuerst das Positive sieht und gern lacht.

Aber nur weil das immer alles so super einfach auf Instagram aussieht und ich tolle Fotos mache, heißt das nicht, dass ich nicht auch ab und zu weinend auf dem Fußboden meiner Küche sitze und einfach nicht mehr kann.

keine perfekte mama
Manchmal ist der Akku einfach platt – es geht uns allen so, auch den super Power Müttern.

Die superglückliche und die perfekte Mutter

Nur weil ich so „nebenbei“ ein Online-Business aufziehe und Schnittmuster entwerfe und SEO-Blogartikel mit viel Mehrwert produzieren kann, heißt das nicht, dass ich den ganzen Tag und immer superglücklich bin.

Ich bin mit diesem Teil natürlich glücklich, aber das bedeutet nicht, dass mir meine Kinder nicht zuweilen auf die Nerven gehen.

Dass die mir nicht manchmal alles abverlangen.

Dass ich es nicht hasse unter der Woche immer allein zu sein und mich nie mal spontan ohne Babysitterorganisation verabreden kann.

Ich bin weit davon entfernt eine perfekte Mutter zu sein.

Und mir gelingt auch nicht jede Torte.

Der Versuch einer Himbeer-Mascarpone-Torte. Versagen auf ganzer Linie.

Und wenn andere dann im Gespräch ehrfurchtsvoll in mir ihr Vorbild sehen und sagen: „Du schaffst das ja auch – allein und mit vier Kindern! Dann reiße ich mich mal zusammen.“ — dann zucke ich immer ein bisschen zusammen. Ich sagte es schon eingangs: Es ist lieb gemeint, und vielleicht hilft es dir durchzuhalten, aber dieses Durchhalten-Müssen, weil andere das offenbar mit links machen, das führt dich ins Verderben!

Die Wandlung der Mamas

Nach 10 Jahren, die ich jetzt Mutter bin, habe ich an mir und anderen Müttern eine Wandlung beobachtet. Sie findet bei allen Müttern statt.

Zuerst ist das die Freude über das Baby, und alles ist weiß, überbelichtet und glücklich. Das ist, als ob man durch die Hormone wirklich alles überbelichtet sieht. Es ist verrückt, es ist auch schön, aber dann kommt irgendwann, wenn das Baby sich in ein wandelndes, wütendes Trotzhormon verwandelt hat, der Alltag, das Gezeter und schlechte Nächte, die vielleicht nie aufhören.

Das letzte Elterngeld ist ausbezahlt, und plötzlich stehen wir Mamas mit wenig Geld im Regen – an jeder Hand ein Kind, und der Bus, auf den wir warten, spritzt uns nass.

die perfekte mama gibt es nicht
Nach der Babyfreude kommt irgendwann das Erwachen: Plötzlich sind wir Mädchen für alles. Und erfolgreich arbeiten gehen sollen wir dann auch noch…

Das ist so die Zeit, in der wir Mamas ins Grübeln kommen. Einen Teilzeitjob haben wir uns anders vorgestellt – die Ausgaben sind höher als erwartet, und die Einnahmen kleiner. Bürostress gibt’s gratis dazu – na schönen Dank! Wir beginnen uns zu fragen, ob uns die Altersarmut betreffen könnte. Nach der Arbeit haben wir den Rest des Tages die Kinder an der Backe – unbezahlt, das hat Oxfam in der jüngsten Studie nochmal festgehalten (Link unten).

Und irgendwie hetzt man von einem Termin zum nächsten und hat immer noch nicht den Kuchen gebacken oder dem Kind mal was vorgelesen. Stattdessen gibt es eine Riesenszene im Supermarkt und abends wieder Theater zum Ins-Bett-Gehen, bevor man nachts alle zwei Stunden geweckt wird, weil Kind Zähne bekommt oder einfach einen Sprung macht.

Nein, das Mamasein habe ich mir so nicht vorgestellt, und du wahrscheinlich auch nicht.

Ich habe mir immer sowas wie Bullerbü vorgestellt, und natürlich so dieses überbelichtete Mamasein. Kanutouren, Camping, Reiterferien und sowas, nicht das mit dem Regen und zwei schreienden Kindern auf dem Arm.

Stattdessen ist auch mein Alltag so!

Da gibt es auch nicht viel zu bewundern oder gar zu beneiden. Es gibt manchmal ganze Wochen, da schaffe ich alles gerade so. Und dann reicht der kleinste Anlass und ich sitze wie ein Häufchen Elend in der Küche und heule drauflos.

Mental Load – der Begriff wurde durch einen Comic (unten verlinkt) berühmt, der den Alltag von Müttern darstellte: Bei jedem Schritt im Alltag haben wir unendlich viele andere Dinge und To-dos im Kopf. Es bleibt bei diesem Paket keine Zeit mehr für irgendetwas anderes. Diese Mühle in unserem Kopf steht niemals still, und sie belastet uns alle bis in die Nacht. Und selbst wenn meine Kinder mich mal durchschlafen lassen, habe ich ab und an Schlafprobleme.

Die Mental Load ist da – und zwar ganz egal, ob du ein Kind hast oder vier. Die gefühlte Überforderung war bei mir auch schon beim ersten Kind da.

Man organisiert sich mit der Zeit besser, und die Kinder werden ja zum Glück dann doch irgendwann größer, die Nächte besser. Aber immer mal wieder breche auch ich einfach zusammen und träume davon einfach in den nächsten Bus zu steigen und irgendwo ein neues Leben anzufangen.

Was will ich dir damit jetzt sagen?

Ich möchte dir eins mit auf den Weg geben: Sei schwach. Gib auch mal zu, dass du es nicht schaffst. Kauf einen Kuchen statt ihn zu backen. Frag auch einfach mal so jemand, ob sie die Kinder ohne Anlass betreuen würde, damit du schlafen kannst, oder mal eine Stunde in Ruhe und ohne Hast in einem Café eine Tasse Milchkaffee trinken und lesen kannst. Einfach so.

Denk nicht immer, die müsstest stark sein und durchhalten und jetzt unbedingt ein reichhaltiges Mittagsmenü servieren. Bei uns gibt’s manchmal echt nur Tiefkühl, weil ich es nicht anders schaffe oder ich keine Ideen habe! Die Mutter einer Freundin besorgt auch mal ne Pizza vom Italiener – die Idee finde ich super. Ich hab auch schon überlegt mit meinen beiden Großen zu einem Mittagstisch in ein Restaurant zu fahren – einfach um mal nicht selber zu kochen und um eine andere Umgebung zu haben. Und wenn es eine Pommesschmiede ist – für die Kinder ist es auch Abwechslung, und du musst nicht kochen.

Setz deine Kinder auch mal vor die Glotze, wenn du jetzt gerade die Zeit für dich brauchst. Es schadet ihnen weniger, als wenn du sie anbrüllst, weil du gerade mit den Nerven am Ende bist.

Lass den dämlichen Haushalt auch mal Haushalt sein.

Wenn dir akut ein Zusammenbruch droht, ruf jemand an, der dir die Kinder abnimmt.

Nimm Hilfe an, wenn dir jemand anbietet den Einkauf oder das MaxiCosy die Treppe hochzuschleppen. Menschen helfen gern, die freuen sich sogar!

Sprich mit deinem Mann (oder wenn du alleinerziehend bist mit einer Betreuungsperson) regelmäßige Auszeiten ab! Ich hab das jetzt getan: Ende diesen Monats werde ich zum ersten Mal seit 10 Jahren ganz allein und ohne Mann und ohne Kinder vier Tage verreisen. Ich freue mich sehr darauf, denn im Moment – das hat auch mit der dunklen Jahreszeit zu tun und damit, dass sich der Todestag meines Vaters zum 30. Mal jähren wird – wird es Zeit. Ich brauche eine Pause vom Mamasein und vom Geschirrspüler. (Es gibt übrigens auch von den Krankenkassen so „Auftank-Wochen“, auch als verlängertes Wochenende – sprich mal deinen Arzt darauf an!

Und darüber werde ich dann natürlich auch bloggen und eventuell auf Instagram berichten. Kannst mir da ja folgen oder einfach meinen Newsletter abonnieren ;). Bis bald!

die perfekte mama?
Es wird alles gut. Versprochen!

Links und Buchtipps

Hier habe ich ein paar Links mit Hintergrundinformationen und konkreter Hilfe zusammengestellt, sowie ein paar Buchtipps für deine Mama-Auszeit:

Oxfam-Studie zu unbezahlter Frauenarbeit

Mütter-Genesungswerk Paderborn

Buchtipps (am besten gebraucht bei Medimops* oder im örtlichen Buchhandel schauen)

Es reicht. Warum Familien- und Beziehungsarbeit nicht nur Sache der Frau ist. (buecher.de)* (amazon-Link)*

Mental Load. A feminist Comic (amazon)* (oder bei buecher.de*)

die perfekte mutter. nicht.

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Author

Sonja alias Padermama - kreativ-wilde Mama von vier Kindern. Liebt ihren Garten, Nähen und laute Musik.

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