In den letzten Jahren begleitet uns das Thema „Bienen“ zunehmend in der Medienlandschaft, und leider wird das Thema häufig von der traurigen Feststellung begleitet, dass Bienenvölker immer mehr vom Aussterben bedroht sind – was schlussendlich auch unsere Existenz bedroht. Daher habe ich mir Gedanken gemacht, was wir hier in unserem Garten für die Bienen tun können und habe mich mit dem Thema „Bienengarten anlegen“ befasst. Wie auch Du in Deinem Garten und auch auf dem Balkon einen Bienengarten anlegen kannst, erfährst Du in diesem Artikel.
Hintergrund: Bienen und Bienensterben
Ich breche es mal auf einfache Faustformeln herunter – tiefer gehende Informationen erhältst Du am Ende dieses Textes in den Link- und Buchtipps: Bei Bienen muss man grundsätzlich zwischen „Wildbiene“ (da gibt es ganz viele verschiedene Arten) und „Honigbiene“ unterscheiden.
Was genau in meinem Garten rumfliegt, weiß ich selbst gar nicht; ich vermute mal: Wildbienen! Bedroht sind sie beide – durch Pestizide, durch Milben, durch die Art und Weise, wie wir Landwirtschaft betreiben. Das Problem ist global, und die Menschen, die sich seit Jahren damit im Detail befassen, sind nicht mehr nur in Alarmbereitschaft, sondern in Panik! In China werden Apfel- und Birnenblüten bereits von Menschen per Hand bestäubt!
Dieser Text erschien ursprünglich 2017, an seiner Aktualität hat sich seitdem leider nichts geändert. Das Umweltinstitut München e.V. hat erst im Januar diesen Jahres festgehalten, wie sehr Bienen durch den Einsatz von Pestiziden und die industrielle Landwirtschaft bedroht sind.
Dabei sind die Bienen auch für unser Leben existentiell wichtig! In dem pdf-Flyer vom BUND heißt es:
„Bienen und andere bestäubende Insekten sind die Grundlage unserer Ernährung. Sie sind für die Bestäubung vieler Kulturpflanzen im Gartenbau und in der Landwirtschaft unverzichtbar. Zwei Drit-
Flyer vom BUND
tel unserer Nahrungspflanzen sind auf bestäubende Insekten angewiesen. Honigbienen und Wildbienen stellen einen großen ökonomischen Wert dar. Ihre Bestäubungsleistung wird weltweit auf 200 bis 500 Milliarden Euro pro Jahr geschätzt. Darüber hinaus sind Bienen unverzichtbar für den Fortbestand von Wildpflanzen, von denen wieder andere Tierarten abhängig sind. Das Bienensterben hat somit auch negativen Einfluss auf Arten- und Individuenzahlen von anderen Insekten, Vögeln und Säugetieren und somit auf das Funktionieren des gesamten Ökosystems.“
Soviel zur „Nützlichkeit“ und Wichtigkeit der Bienen – eigentlich wissen wir das ja auch alle ;). Ich will mich an dieser Stelle nicht tiefer mit „Bienensterben“ auseinandersetzen. Ich denke, die Glyphosat-Debatte ist allgemein bekannt. Am Ende dieses Beitrags liste ich übrigens weiterführende Links auf.
Was mich als Hobby-Gärtnerin und Mutter hier am meisten interessiert, ist: Was kann ich selbst tun, um einen insekten- und bienenfreundlichen Garten anzulegen?
Mit 3 Faustregeln einen Bienengarten anlegen
Wenn man einen Bienengarten anlegen möchte, stellt man sehr schnell fest, dass dies ein sehr schönes Projekt ist – gut für’s Karma und schön für die eigenen Sinne und die Gesundheit, denn ein bienenfreundlicher Garten ist auch zu allen anderen Insekten freundlich, braucht viele Blüten und heimische Pflanzen. Je wilder das Ganze wächst, umso besser: Ich habe als Gärtnerin also weniger mit der Pflege zu tun ;). Militärisch gepflegter Garten war gestern – bienenfreundlich heißt auch ein bisschen wild und verwunschen.
Faustregel Nr. 1: Bienen suchen Blüten, und zwar das ganze Jahr ( März bis Oktober) über. Das trifft sich hervorragend mit meinen Bedürfnissen, ich mag es nämlich auch das ganze Jahr schön bunt und duftend haben.
Faustregel Nr. 2 ist schon etwas spezieller: Bienen bevorzugen ungefüllte Blüten. Was um Himmels Willen ist das? Bei gefüllten Blüten handelt es sich um züchterisch veränderte Blüten, das heißt, dass die Bienen darin weniger Nektar finden. Am besten achtet man schon beim Kauf darauf. Inzwischen steht es auf den meisten Samenverpackungen, ob eine Pflanze bienenfreundlich ist, oder nicht. Auch bei vorgezogenen Pflanzen im Gartenmarkt steht es dabei.
Hier greift auch Faustregel Nr. 3: Wähle am besten heimische und möglichst wilde Sorten aus ökologischer Erzeugung! Erkundige dich nach einer Wildgärtnerei in der Nähe oder wirf einen Blick in diese Liste für ökologisches Saatgut vom NABU.
In Paderborn gibt es von der Stadt ein schönes Bienen-Projekt: „Paderborn blüht und summt“. In dem Rahmen kann man sich als Gartenbesitzer:in kostenlose Samentütchen zum Anlegen einer Wildblumenwiese abholen. Mehr Informationen dazu gibt es unter dem Link!
Bäume und Sträucher
Mittlerweile abgeblüht ist unser Schlehenbäumchen, das in unserem Vorgarten viele Bienen angezogen hat. Weitere Bäume und Sträucher für Bienen sind zum Beispiel:
- Obstbäume (Apfel, Kirsche, Birne…)
- Pfaffenhütchen
- Kornelkirsche
- Weißdorn
- verschiedene Beerensorten (Johannisbeere, Brombeere…)
- Wilder Wein
- Efeu und
- ungefüllte Kletterrosen
Bei einigen dieser Bäume und Sträucher solltest Du – gerade wenn Du kleine Kinder hast – genau nachlesen, was die sonst so „im Gepäck“ haben. Wir hatten hier zum Beispiel ein Pfaffenhütchen im Garten, das äußerst verlockende, rote Früchte trägt. 2006 ist das Pfaffenhütchen „Giftpflanze des Jahres“ gekürt worden. In Extremfällen kann die Einnahme der Früchte sogar zum Tod führen. Wir haben den Baum dann aus dem Garten entfernt – mit vier Kindern war uns das Risiko zu hoch. Daher rate ich immer dazu, sich mit der Pflanze zu beschäftigen, bevor man sie einpflanzt.
Wir haben den Schwerpunkt auf Johannisbeeren, Apfel- und Kirschbaum, unser Schlehenbäumchen und ansonsten blühende Sträucher und Bäumchen wie zum Beispiel Flieder und Hibiscus gesetzt, die ich beide für ihre Blüten liebe!
Blumen für Bienen
Wer nicht genug Platz für einen Baum im Garten hat, kann dennoch Blumen pflanzen. Auch Blumen im Kübel auf der Terrasse und dem Balkon helfen mit, den Bienen und anderen Insekten Nahrung zu bieten! Achte wie bereits gesagt schon beim Kauf auf die Bienenfreundlichkeit!
Als Blumen habe ich viele Zwiebeln gepflanzt und es mir damit gleich sehr einfach gemacht. Die kommen fast alle von allein wieder, vermehren sich von alleine und brauchen kaum Pflege. Für Bienen eignen sich:
- Narzissen
- Crocus
- Schachbrettblume
- Schneeglöckchen
- ungefüllte Dahlien (die muss man wieder ausgraben, die vertragen keinen Frost!)
- und Wilde Tulpe
Bei letzterer muss ich gestehen, dass ich Tulpen liebe und sehr viele im Garten habe, aber beim Kauf nicht darauf geachtet habe, ob sie ungefüllt und bienentauglich sind. Das werde ich in Zukunft natürlich besser berücksichtigen!
Außer Zwiebeln lieben Bienen:
- Schafgarbe
- Sonnenblume
- Fetthenne
- Akelei
- Lavendel
- Lupine
- Wilde Malve
- Astern
- Schleifenblume
- Männertreu (Blaukissen)
- Phlox
- Seifenkraut
Akelei habe ich sehr viel im Garten, das verbreitet sich auch von selbst ziemlich gut und vertreibt auch Schnecken. Auch Lavendel liebe ich! Den ernte ich dann im Herbst, trockne ihn und nähe daraus Lavendelkissen für den Schrank oder als beruhigende Einschlafhilfe für die Kinder. Fetthenne ist extrem pflegeleicht. Im Herbst blüht sie dunkelrot.
Mit den hier genannten Blumen hat man den ganzen Sommer über bis in den Herbst Blüten im Garten. Außer Fetthenne blühen Astern sehr lange. Ich verteile die Blumen so im Beet, dass möglichst immer etwas blüht. Den Anfang machen im Frühjahr Krokusse und Schneeglöckchen, gefolgt von der weißen und sehr schönen Schleifenblume (unkaputtbar!).
In meinen Pflanzsteinen habe ich außerdem Phlox, Seifenkraut und Blaukissen, die herrliche Blau- und Lilatöne zaubern und Bienen und Schmetterlinge im Sommer anziehen. Blaukissen (Männertreu) ist auch eine schöne Kübelpflanze für Terrasse und Balkon!
Gemüsegarten
Wer einen Gemüsegarten hat, tut Bienen mit diesen Pflanzen einen Gefallen:
- Ackerbohnen
- Kleearten
- Borretsch
- Ringelblumen
- Kürbisgewächse
- Zwiebeln
- Kohl
- Möhren
- und Gewürzkräuter
Wir sind ja bei der Solawi Vaußhof dabei und haben selbst kein Gemüse im Garten, obwohl es mich immer wieder juckt, wenigstens ein kleines Kulturbeet anzulegen.
Kräuter habe ich in einer Kräuterspirale, die auch sehr viele Bienen anzieht. Über das Projekt „Kräuterspirale“ blogge ich nochmal separat- wir haben unsere Kräuterspirale im letzten Lockdown komplett neu im Garten aufgebaut.
Balkon und Terrasse
Wer nur wenig Platz hat, aber auf fleißiges Bienensummen nicht verzichten will, kann sich den Balkon oder die Terrasse mit folgenden Pflanzen verschönern:
- Goldlack
- Kapuzinerkresse
- Verbene
- Männertreu
- Wandelröschen
- Löwenmäulchen
- und natürlich Küchenkräuter wie Salbei, Rosmarin, Lavendel, Pfefferminze, Thymian
Kräuter kannst Du auch herrlich auf dem Balkon oder Terrasse in Kräutertöpfen* halten.
Ich hoffe, dieser Artikel hat Dir für Deine Gartenplanung eines bienenfreundlichen Gartens etwas weiterhelfen können? Zum Schluss habe ich noch einige weiterführende Links zusammengestellt.
Mit Kindern über Bienen sprechen
Für Kinder gibt es inzwischen so viele schöne Materialien! Für kleine Kinder gibt es zum Beispiel schöne Bilderbücher wie dieses hier*. Für Grundschulkinder gibt es zum Beispiel dieses kleine Büchlein* oder dieses aus der Was-ist-was-Reihe*. Es gibt noch viel mehr Kinderbücher zum Thema, da lohnt sich das Stöbern!
Der WDR hat außerdem eine schöne Themenseite über Bienen mit der Sendung mit der Maus aufgesetzt.
Links/Quellen
Imkerhonig aus der Region
Near Bees: Eine Website mit regionalen Imkern – Honig ist online bestellbar
Die Wabenwerker: Honig aus Paderborn!
Gartentipps und Samen
Kostenlose Samentütchen zum Abholen
Bienenfreundliche Pflanzen im Frühjahr
Ökologisches Saatgut
Linkliste und Übersicht deutschlandweit
Weitere Informationen
NABU: „Naturschutz im Garten“
BUND: Themenseite „Wildbienen“
BUND: „Insektenfreundlicher Garten“
Umweltinstitut München e.V.: Globales Bienensterben auf dem Vormarsch.
Dieser Text ist ursprünglich 2017 auf meinem Blog „Crafting Café“ erschienen. Da er thematisch besser hierhin passt, ist er im Frühjahr 2021 – komplett überarbeitet – umgezogen.
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