Anlässlich der aktuellen Corona-Krise habe ich beschlossen eine wöchentliche Mama-Kolumne zu schreiben: Was haben wir diese Woche gemacht? Und funktioniert Homeschooling und Home Office mit vier Kindern – als aktuell Alleinerziehende? Wie wir diese Woche überstanden habe, welche Erkenntnisse ich gewonnen habe und wofür ich dankbar bin, gibt es heute zum Nachlesen.
Woche 1 begann für uns ja bereits Mitte letzter Woche, als immer mehr Veranstaltungen abgesagt wurden – meinen Veranstaltungskalender werde ich demnächst noch überarbeiten – es ist einfach traurig. Zeitgleich begann ich das Virus ernster zu nehmen. Seit letztem Donnerstag habe ich ständig damit gerechnet, dass hier in NRW auch alle Schulen und Kindergärten schließen. Am Freitag war es dann ja auch soweit. Zum Glück hatten wir vorher schon so halb damit gerechnet und uns halbwegs vorbereitet. Aber trotzdem steht man ja erstmal da und guckt blöd.
Samstag: das Virus auf Whatsapp
Das Smartphone brummt den ganzen Tag. Die Whatsapp-Gruppen (ich bin pro Kind locker in 2-4 Gruppen) überschlagen sich. Alle tauschen Informationen aus, immer mehr Sachen werden abgesagt: Sporttrainings, die Kreisliga, usw. Unser erstes, persönliches Opfer: Auch der geplante Fußball-Geburtstag unseres Großen im Ahorn-Sportpark muss ausfallen.
Meine Mutter passt an diesem Tag noch auf die beiden Kleinen auf – aber ich habe ein schlechtes Gewissen dabei, wobei sie sich natürlich „noch wie 40“ fühlt und keine von „den Alten“, der Risikogruppe, sein will. Sie ist Lichtjahre davon entfernt so eine „beige Rentnerin“ zu sein, aber ich möchte natürlich, dass sie ihre Rente noch erlebt.
Blöde Situation; Stefan ist noch die ganze kommende Woche auf einer Dienstreise auf einem Schiff, und ich bin dann hier alleinerziehend mit vier Kindern.
Sonntag: Frühling im Garten
Die Erkenntnis, dass wir uns auf eine lange Durststrecke einstellen müssen, setzt sich: Auch Schwimmbäder sind inzwischen geschlossen, ebenso die Bibliotheken. Ich befürchte, dass unser Slagharen-Trip Anfang April in diesem Jahr nicht stattfinden wird.
Immerhin ist es ein superschöner, frühlingshafter Tag. Ich lasse das Smartphone mal links liegen und bin den ganzen Tag mit den Kindern im Garten. Wir machen Unkraut, buddeln in der Erde, und die Kinder bauen ein Piratenschiff. Ich räume die Terrasse auf und freue mich über die Sonne.
Eigentlich ein wunderschöner Tag, der mich alles andere vergessen lässt. Der Vorgarten beginnt zu blühen, und wird auch in den kommenden Tagen – du kannst es an den Bildern erkennen – meine Kraftquelle sein.
Montag: Streit und Ärger
Wir holen das Sportzeug, Matschhosen und sonstiges Zeug aus der Schule und dem Kindergarten. Und dann beginnt das erste Homeschooling: Die Kinder haben Arbeitspläne und Aufgaben von der Schule mitbekommen.
Aber irgendwie läuft hier gar nichts. Es gibt viel Streit. Ich konfisziere drei Holzschwerter und einen Fußball. Ich frage mich, wie das so die nächsten 4-5 Wochen wohl laufen wird und bin froh, als endlich alle schlafen. Zum Arbeiten bin ich selbst nicht gekommen, und das ist vielleicht gerade noch nicht so dramatisch, aber es ärgert mich.
Verletzungen: 1 gequetschter Finger bei dem Großen.
Dienstag: PC kaputt, St. Patrick’s Day, April-Trip abgesagt
Die Stimmung ist allgemein besser als am Vortag, das Wetter ist immer noch sonnig, und die Kinder sind fast den ganzen Tag draußen. Ich bin dankbar für den Garten!! Auf Hausaufgaben haben sie keinen Bock, und ich bin ehrlich gesagt froh, wenn sie sich draußen vertragen und schön spielen. Wer braucht schon Hausaufgaben?
Der Computer geht nach einem Update kaputt. Meine Stimmung sinkt für einen Moment ins Bodenlose. Zum Glück hat unser Computerladen im Ort noch geöffnet. Als ich unseren Online-Einkauf abhole* (ich bestelle von jetzt an den Wocheneinkauf online zum Abholen, das erleichtert vieles!), kann ich den Rechner wieder abholen: Puh! Wir haben keinen Fernseher und sind gute Nutzer der ZDF- und ARD-Mediatheken. Ohne wär die Krise echt doof.
Unser Slagharen-Trip (gebucht für Anfang April) wird seitens Slagharen abgesagt.
Kind 3 fällt unglücklich mit der Wange auf die Waschbetonplatten und hat eine dicke Schramme und Beule im Gesicht.
Es ist St. Patrick’s Day. Vor zwanzig Jahren habe ich grünes Bier getrunken.
Mittwoch: Angekommen im neuen Modus?
Ich installiere eine Sterne-System für die Kinder: Für gute Mitarbeit wie Aufräumen, helfen, etc gibt’s ab jetzt Sterne, die man dann eintauschen kann in Fernseh- und Internetdollar. Ich habe mich immer gegen solche Systeme gewehrt, aber sie kennen das ein bisschen aus der Schule, wo es eine Benimm-Ampel gibt. Außerdem funktioniert der Alltag tatsächlich etwas besser mit den Sternen.
Inzwischen haben auch alle Einzelhändler geschlossen. Wir bleiben brav zuhause. So langsam pendelt sich der neue Alltag ein. Wir schlafen morgens aus und leben ein bisschen in den Tag hinein. Die Kinder meinen, dass es noch ewig dauert, bis die Schule wieder losgeht. Und deshalb haben sie es nicht eilig zu lernen.
Ich bin froh, wenn wir ohne Streit durch den Tag kommen und die Spülmaschine weiter läuft. Nachrichten habe ich auf dem Smartphone abgestellt, bei Facebook gucke ich nicht mehr – mir geht’s besser, wenn ich nur abends Tagesschau gucke – und selbst da schalte ich recht bald ab.
Ab und an überkommt mich die Angst. Irgendwie kommt jeden Tag der Moment, in dem ich denke, dass ich Corona habe. Total blöd und bislang auch noch nicht wahrscheinlich, aber einfach ein doofes Gefühl, das mich verunsichert. So wird man dann langsam irre. Ich messe Fieber, alles normal.
Ich beschließe mehr auf meine mentale Gesundheit zu achten. Ich meditiere abends und versuche zwischendurch kurze Yoga-Sessions einzustreuen. Von meinem Yoga-Lehrer habe ich die Wim-Hof-Atmung gelernt, das hilft mir sehr! Abends probiere ich zum ersten Mal das mit dem kalten Duschen aus, so fürs Immunsystem,. Brrrrr… aber wenn’s einen gesund hält – was will man machen! Die Kinder haben im Moment nur mich, da muss ich fit und gesund bleiben. Tschacka!
(Die Wim-Hof-Methode kannst du in diesem kostenlosen, 4-teiligen Mini-Kurs auch vom Großmeister selbst lernen. Die Methode baut auf einer Atemübung und Kälteanwendungen auf und stärkt das Immunystem. Wim Hof, der „Iceman“, hat damit eine ganz Reihe erstaunlicher Rekorde aufgestellt.)
Donnerstag: Freies Lernen mit Nähkurs – wer braucht schon einen Lehrplan?
Ich weiß nicht, wie andere es schaffen nebenher mit den Kindern den ganzen Tag zu basteln oder die zum Homeschooling zu bewegen. Ich hab es mit Tagesplan und Struktur versucht – so richtig klappt es nicht. Mehr als 2 Seiten Mathe oder Deutsch sind bei uns nicht drin. Die Kinder sind der festen Überzeugung, dass sie Ferien haben.
Wir hören über Spotify viele schöne Kinderhörspiele und Radiofeatures, z.B. über den Kinderbuch-Autor Michael Ende, von dem wir ja „Momo“, „Jim Knopf“ und „Die unendliche Geschichte“ kennen. Die Mediatheken bieten auch ein umfangreiches Kinderprogramm. Ich tröste mich damit, dass sie so auch eine Menge lernen und starte mit den Kindern einen Nähkurs – wozu bin ich in meinem anderen Bloggerleben eigentlich Näh- und DIY-Bloggerin??
Da bin ich bisher übrigens im Gegensatz zu vielen anderen Kreativen und Selbstständigen nicht so sehr von der Krise betroffen: Mein Online-Shop läuft weiter. Nur ein geplantes Probenähen verschiebe ich um mindestens zwei Wochen um etwas mehr Luft zu haben. Meine Home-Office-Zeit ist deutlich gesunken; der Mann hat aber versprochen, dass wir ab nächste Woche den „Kinderdienst“ gut aufteilen.
Ups and Downs des Tages: Das mit dem kalten Duschen klappt schon viel besser. Dafür kam wieder am Nachmittag der Moment der Ungewissheit: Könnte ich bereits infiziert sein? Und Kind 3 hustet so komisch…? Aber Temperatur ok, und ich bekomme wahrscheinlich nur meine Tage. Die Kinder zoffen sich viel, mein Sohn bringt mich einmal völlig aus der Fassung, und ich konfisziere ALLE Bälle. Die kann er dann nach meinen Tagen wieder haben. Später schneidert der Jüngste der Zweitjüngsten einen Vokuhila.
Mal sehen, was nächste Woche noch so kommt…
Wie lief deine erste Corona-Woche? Was klappt gut, was überhaupt nicht?
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